Zinseszinseffekt

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Mai 04 2015

Zins und Zinseszins

Das Zinsprinzip ist wohlbekannt – bei der Bank erhält man einen Zinssatz auf Kapitalanlagen, oder zahlt Zinsen für geliehenes Geld.

Einfache Zinsen

Um den Zinseszinseffekt zu erklären muss man als erstes den „einfachen“ Zins verstanden haben. Dieser ist nichts anderes als eine Entschädigung, die jemand verlangt, wenn er sein Geld einem Zweiten zur Verfügung stellt.

Wir legen unser Geld ein paar Jahre (fest) an und bekommen dafür eine Vergütung - einen vorher festgelegten Zins, abhängig von der getätigten Anlage. So erhalten wir jährlich, normalerweise zum Jahreswechsel, die vereinbarte Rendite auf unser Girokonto überwiesen.

Beispiel Festgeldkonto: Anlagesumme 10.000 €, Zinssatz p.a. 10 %, Zinsen 1.000 €. Nach zwanzig Jahren entsteht ein Kapital von 30.000 €.

Die Zinsen berechnen sich ausschließlich auf den angelegten Geldbetrag und bleiben somit immer gleich.

Was ist der Zinseszins?  

Selbst Fachleute sind sich darüber selten einig. Sind es die nationalen oder internationalen Zentralbanken? Ist es die Finanzpolitik? Nein, es ist ein Konstruktionsfehler in unserem Geldsystem: der Zins auf dem Zins.

Wenn Sie einen Geldbetrag zu bestimmten Zinsen anlegen, dann werden Sie eventuell überrascht sein, welches Kapital sich im Laufe der Jahre angesammelt hat. Zu verdanken ist das den Zinseszinsen, also dem sog. Zinseszins.

Zinseszins

Der Zinseszinseffekt bewirkt eine wesentlich höhere Verzinsung als der einfache Zins. Betrachten wir hier nochmals unser vorangegangenes Beispiel.

Anlagesumme: 10.000 €, Zins p.a. 10 %, Zinsen nach einem Jahr ebenfalls 1.000 €.
Die hier angefallene Rendite wird nicht ausgeschüttet, sondern zu den bereits angelegten 10.000 € hinzuaddiert. Nach zwölf Monaten haben wir also 11.000 € auf unserem Festgeldkonto. Im zweiten Jahr werden nicht 10.000 € verzinst, sondern 11.000 €. Die Anlagebasis hat sich erhöht und wir erhalten 1.100 € an Zinsen.

Beim Zinseszinseffekt steigt die Sparsumme also jährlich um die angefallenen Zinsen. Setzen wir unser Beispiel fort, verfügen wir nach 20 Jahren über ein Kapital von 67.275 €.

Durch den Zinseszinseffekt haben wir hier einen Vorteil von 37.275 € gegenüber dem einfachen Zinssatz. Nach 30 Jahren beträgt das Gesamtkapital € 174.494 und nach 40 Jahren sogar € 452.593. Damit ist klar geworden was Albert Einstein damit meinte als er den Zinseszinseffekt als das „achte Weltwunder“ bezeichnete.

Jeder natürliche, gesunde Organismus hört ab einer bestimmten Größe auf zu wachsen. Im Hinblick auf Geld trifft das nicht zu. Das auf Zins und Zinseszins basierende Geldsystem ist kein natürlicher Organismus. Dieses künstliche Gebilde folgt einem von Grund auf anderen Wachstumsmuster – dem sog. exponentiellen oder Verdoppelungswachstum, verursacht durch den Zinseszinseffekt.

Zum Beginn wächst das verzinste Geld um sehr kleine Beträge an. Dann aber kontinuierlich schneller und schließlich verläuft die Wachstumskurve steil nach oben. Daraus folgt, dass auf der einen Seite immer Geduld eine große Rolle beim Vermögensaufbau spielt, andererseits kann Geduld aber nur derjenige haben, der möglichst früh mit dem Vermögensaufbau beginnt. Je länger eine Anlage läuft, desto mehr hierbei dieser Multiplikator.

Zinseszins beim Kredit

Beim Kredit verläuft das Ganze spiegelbildlich. Je höher der Zins – desto schneller, je niedriger der Zins – desto langsamer führt es zum Zusammenbruch. Sehr dramatisch ist da die Situation in den „Entwicklungsländern“. Ein afrikanischer Präsident äußerte sich 2008 auf einem Gipfeltreffen wie folgt: „Wir haben 1985/1986 fünf Milliarden Dollar geliehen. Bis jetzt haben wir 16 Milliarden Dollar zurückgezahlt. Jetzt wird uns gesagt, dass wir immer noch Schulden haben, wegen der Zinsraten mit seinem Zinseszinseffekt der Kreditgeber“.

Zinseszins und Wirtschaft

Kombiniert man das normale Wachstum einer Volkswirtschaft und das exponentielle Wachstum der Guthaben und Schulden, dann lässt sich leicht erkennen, dass ein Land seine Zinsschulden nur bis zu einem bestimmten Punkt ohne größere Verluste begleichen kann.

Zins bedeutet, dass eine breite Masse obendrein Zeit und Arbeiten aufwenden muss, um einer kleinen Minderheit dieses zusätzliche Einkommen – leistungslos – zu verschaffen. Durch das exponentielle Wachstum der Vermögen müssen also auf der Gegenseite die exponentiell wachsenden Schulden – und somit auch die Zinslasten – zusätzlich erarbeitet werden. Das Geld fließt also von den Bedürftigen zu den Begüterten. Allein in Deutschland findet so jährlich eine zinsbedingte Umverteilung von mehr als 400 Milliarden Euro statt.

Im (Schuld)Zins und Zinseszins liegt demzufolge die Hauptursache, der sich beschleunigenden, auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich. Dies gilt sowohl innerhalb Deutschlands als auch zwischen den Industriestaaten und der dritten Welt - die bei den Industrieländern hoch verschuldet sind.

Die tatsächlichen Probleme beginnen wenn die Schulden stärker steigen, als die Wirtschaft wächst. Dieser Punkt ist bei uns bereits seit einiger Zeit überschritten, alsdann müssen Schuldzinsen durch Sozialkürzungen und Steuererhöhungen beglichen werden.

Zudem fließen immer mehr Steuereinnahmen in die Bedienung der Staatsschulden – jeder 4 Euro geht für Zinsen der Staatsanleihen drauf - nicht für Tilgung, denn getilgt wird schon lange nichts mehr. Diese Entwicklung schreitet natürlich exponentiell fort und begrenzt so zunehmend die Gestaltungsmöglichkeiten der Politik.

Schlusswort

Die hier im Text aufgeführten Zinsberechnungen sind reine Fallbeispiele und dienen ausschließlich der Darstellung des Zinseszins sowie der einfachen Zinsen. Aufgrund der gegenwärtigen Zinspolitik erhalten wir auf klassische Sparanlagen, wie Festgeld, Sparbriefe und dergleichen kaum noch Zinsen. Unter Berücksichtigung der Inflationsrate verliert unser hier angelegtes Kapital sogar an Wert, d.h. wir sparen uns arm. Wie lange es dauert, um die Anlagesumme mit verschiedenen Zinssätzen zu verdoppeln, sehen Sie hier.

 

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