Verletzungsgefahr durch Elektrofahrräder
Statistisch gesehen besitzt fast jeder Deutsche ein Fahrrad. Die Anzahl wird hierzulande auf 71 Millionen geschätzt, davon 1,6 Millionen Elektrofahrräder, auch Pedelecs genannt. Diese sind durch ihre Tretunterstützung auch für weniger sportliche und ältere Personen interessant, da mit geringer Kraftanstrengung längere Strecken zurückgelegt werden können. Außerdem entfällt an Steigungen das lästige Schieben und das Geschwindigkeitsniveau liegt deutlich höher als beim normalen Fahrrad.
Todesfallopfer fast ausschließlich Senioren
Aus den Zahlen des Statistischen Bundesamtes geht hervor, dass das Risiko höher ist, sich bei Unfällen mit dem Elektrofahrrad tödliche Verletzungen zuzuziehen. Im vergangenen Jahr waren insgesamt 396 Opfer zu beklagen, davon 39 mit dem Pedelec. Die verunglückten Personen mit dem Elektrofahrrad waren fast ausschließlich im fortgeschrittenen Alter. 32 Betroffene waren älter als 64 Jahre und wiederum 22 davon hatten die 74 bereits überschritten. Keines der Opfer war jünger als 44 Jahre.
Häufige Verletzungsarten
Bei einer Vielzahl von Verletzungen handelt es sind meist um harmlose Weichteilverletzungen, wie etwa Prellungen, blaue Flecken, Abschürfungen und oberflächliche Quetsch- und Risswunden. Diese lassen sich im Regelfall selbst behandeln. Allerdings kann es beim Rutschen über den Fahrbahnbelag auch zu tieferen Wunden kommen. Dadurch entstehen oftmals Verunreinigungen die nachfolgend zu Infektionen führen, ein Arztbesuch ist deshalb unumgänglich. Der direkte Aufprall verursacht häufig eine Fraktur des Schlüsselbeins bzw. des Gelenks zwischen Schulterblatt und Schlüsselbein, dem sog. Aakromioklavikular-Gelenk. Brüche von Handgelenk, Unterarm und Ellbogen entstehen überwiegend beim Versuch den Sturz abzufangen. Landet der Fahrradfahrer mit der Hüfte auf der Fahrbahn oder er fällt auf eine Autotür, kann der Oberschenkelhals in Mitleidenschaft gezogen werden. Am folgenschwersten sind Kopfverletzungen. Wurde das Gehirn bei einem Schädel-Hirn-Trauma geschädigt, bleiben in vielen Fällen Folgeschäden bestehen.
Senioren verletzen sich bei Stürzen häufiger und schwerer als jüngere Radler.
Helmpflicht erwünscht
In Deutschland besteht keine Helmpflicht für Fahrradfahrer. Freiwillig fährt etwa nur jeder Sechste „oben mit“. 2014 wurden rund 2300 Unfälle mit Personenschäden von Pedelec-Fahrern registriert. Die Dunkelziffer liegt sicherlich um einiges höher, da nicht jeder Zusammenstoß oder Sturz gemeldet wird. Aus einer Untersuchung von H. Hautzinger aus dem Jahr 1993 geht hervor, dass 99 Prozent der Alleinunfälle, 97 Prozent derer mit Fußgängern und 82 Prozent mit Kraftfahrzeugbeteiligung, in die Unfallstatistik nicht eingehen. Der Unfallforscher Dr. Jörg Kubitzki vom Allianz Zentrum für Technik warnt: „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein älterer Fahrer bei einem Unfall ums Leben kommt, ist mit einem Pedelec doppelt so hoch wie mit einem unmotorisierten Fahrrad.“
Im eigenen Interesse heißt es daher – vor jeder Fahrt Helm auf! Für alle Radsport-Veranstaltungen gilt seit 2003 die Helmpflicht, und Freizeitsportler sind gut beraten, es den Profis gleich zu tun.