Was taugt eine Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr (UPR)?
Unfallversicherungen mit Prämienrückgewähr (UPR), ein teurer Unsinn? Zu diesem Ergebnis kommt zumindest das Verbrauchermagazin Ökotest anhand eines Produktvergleichs. Tritt der Versicherungsfall nicht ein, erhält der Kunde am Ende der Laufzeit seine einbezahlten Beiträge zurück. Eine klassische Unfall-Police ist allerdings wesentlich preisgünstiger, weil keine zusätzlichen Gelder angespart werden.
Vollmundige Werbeslogans
Das Verbrauchermagazin zitiert einzelne Slogans. Beispielsweise wirbt die Raiffeisenbank Gotha mit dem Leitsatz „Ihr Plus an Sorglosigkeit – Mehr Sicherheit mit der R+V-Kapital-Unfall-Police“ und die AXA aus Köln findet ihr Produkt „einfach genial“. Hier ist der Kunde schlau, weil er clever und sinnvoll kombiniert. Weniger blumig klingt das Motto der Sparkasse Duisburg und der LVM aus Münster: „Unfallschutz mit Geld-zurück-Garantie“. Ökotest rät: Finger weg von solchen Verträgen!
Funktionsweise wie Kapitallebensversicherung
Die UPR funktioniert wie eine Kapitallebensversicherung mit Todesfallschutz. Ein geringer Teil des Beitrages fließt in die Unfallversicherung selbst, während der Hauptanteil von der jeweiligen Gesellschaft angelegt wird. Dem Kunden wird eine Kapitalauszahlung garantiert und zusätzlich eine Verzinsung, die sogenannte Überschussbeteiligung, in Aussicht gestellt. Allerdings ist die Bezeichnung „Prämienrückgewähr“ nicht wirklich zutreffend und irreführend. Denn der Versicherte erhält nur den schlecht verzinsten Sparanteil seiner Beiträge zurück.
Täuschung
Nach Einschätzung von Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten (BdV), ist die hier gewählte Bezeichnung eine Täuschung und unpassend, denn: „Es gibt keine Versicherung zum Nulltarif“. Oder anders ausgedrückt: „Sie bekommen nicht die Prämie, sondern die zu viel gezahlte Prämie mit einer meist geringen Verzinsung zurück“, so Peter Föll, Versicherungsmakler von der Ino24 AG aus Peidelsheim.
UPR sofort kündigen
Ökotest hat 18 Tarife von sechs Anbietern mit laufender oder einmaliger Zahlung auf die Höhe der Verzinsung, die ein Sparer erhält, geprüft. Das Ergebnis ist ernüchternd und schnell auf den Punkt gebracht: eine UPR lohnt sich nicht! In einigen Fällen fiel die garantierte Beitragsrendite sogar negativ aus, d.h. in der Laufzeit wurde mehr einbezahlt als am Ende zurück fließt: „Mit teurem Unfallschutz und monatlicher Zahlung beträgt die höchste garantierte Rendite 0,76 Prozent pro Jahr, die niedrigste Rendite minus 1,32 Prozent“, berichtet Ökotest über die untersuchten Tarife. „In der Variante mit günstigem Unfallschutz erreicht nur ein Angebot mit 0,26 Prozent eine positive Verzinsung. Bei Einmal-Zahlungen liegt die Verzinsung mit 0,24 bis 1,47 Prozent kaum höher.“ Aufgrund dessen empfiehlt Ökotest allen Bürgern, die einen UPR-Vertrag abgeschlossen haben, diesen zu kündigen oder zumindest beitragsfrei zu stellen. Mit dieser Auffassung steht das Verbrauchermagazin nicht alleine, auch der Bund der Versicherten (BdV) und andere Experten äußern sich negativ über dieses Produkt. Eine klassische Unfallversicherung ist bereits ab rund € 10 Monatsbeitrag zu haben, während die UPR gut das fünffache kostet.
Vermittler von ERGO schaden Kunden
Für negative Schlagzeilen sorgten mehrere Vermittler der ERGO-Versicherung. Sie stornierten ab 2009 bei Tausenden von Kunden deren Lebensversicherungen und überredeten sie anschließend den Rückkaufswert in UPR-Verträge einzuzahlen – ein extrem schlechtes Geschäft für den Versicherten. Nachdem Vorwürfe gegen diese Art der Generierung von Neugeschäften laut wurden, nahm der Versicherungskonzern zwei Jahre später Kontakt zu 5.000 Kunden auf. Ihnen wurde schriftlich eine Rückabwicklung des fragwürdigen Deals angeboten, aber nur 0,94 Prozent haben angenommen. Ökotest wertet das als deutliches Indiz dafür, dass die wenigsten Bürger diese Policen auch verstanden haben.
UPR wird weiter vertrieben
Nach wie vor wird dieses Produkt – minimale Zinsen (falls überhaupt) und rund fünfmal so teuer wie normale Unfallversicherungen - in großem Stil vertrieben, warnt Ökotest. Den Hauptanteil vom Markt teilen sich die großen Versicherungskonzerne und die Gruppe der öffentlichen Assekuranzen, wie Versicherungskammer Bayern, Lippische Landes-Brandversicherungsanstalt, sowie die Sparkassen.
Gesellschaften geben keine Auskunft
Nachdenklich macht, dass Ökotest nur über das Vergleichsportal Ino24 Angebote erhielt. Die Anbieter selbst verweigerten jegliche Kooperation. Meines Erachtens bewertet solch ein Verhalten das Produkt selbst, wenn die Versicherer nicht bereit sind, es einer Überprüfung auszusetzen.
Als unabhängiger Versicherungsmakler rate ich daher jedem, der einen UPR-Vertrag besitzt, diesen zu hinterfragen. Häufig ist die Invalidität-Summe zu gering, um den Beitrag überschaubar zu halten. Eine Beitragsfreistellung ist im Regelfall zu jeder Zeit möglich und eine Kündigung mit dreimonatlicher Frist zur Hauptfälligkeit.
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