Warum Nachversicherungsgarantien in der BU-Police so wichtig sind
Den nachfolgenden Artikel habe ich bei Pfefferminzia, dem Multimedium für Versicherungsprofis aus Hamburg, entdeckt – veröffentlicht am 31.05.2024 von Jens Lehmann. Ich bedanke mich bei Pfefferminzia den Beitrag inhaltlich in Auszügen verwenden zu dürfen.
Der Markt für Berufsunfähigkeitsversicherungen ist kräftig in Bewegung geraten. Mehrere Versicherer haben ihr BU-Angebot stark verbessert und gewähren ihren Kunden großzügige Nachversicherungsgarantien. Davon profitieren vor allem junge Versicherte mit guten Karrierechancen. Bei sprunghaften Gehaltssteigerungen, zum Beispiel durch einen Jobwechsel oder eine Beförderung, kann ihre BU-Rente ganz einfach mitwachsen.
Flexible Nachversicherungsgarantien extrem wichtig
„Solche flexiblen Nachversicherungsgarantien sind in der BU-Beratung extrem wichtig geworden“, sagt Versicherungsvermittler und BU-Experte Tobias Bierl. Denn insbesondere Schüler, Studierende, Jungakademiker oder Arbeitnehmer in Führungspositionen und Zukunftsbranchen hätten ein Problem: „Die Rentenhöhe ihrer BU bei Vertragsabschluss passt oft schon nach kurzer Zeit im Job nicht mehr zu ihrem Bedarf. Sie sind massiv unterversichert, weil die BU-Rente Gehaltssprünge nicht oder nur unzureichend abbildet.“
Da hilft Versicherten auch die übliche BU-Beitragsdynamik mit den konventionellen Steigerungen zwischen 3 und 5 Prozent nicht weiter. Denn in jungen Berufsjahren wächst das Gehalt junger, hoch qualifizierter Arbeitnehmer meist deutlich oberhalb dieser Marken. Zudem hat die Beitragsdynamik in den vergangenen zwei Jahren nicht einmal ausgereicht, um die Teuerungsrate aufzufangen. Die Preissteigerungen haben die Schwächen mancher BU-Verträge gnadenlos aufgedeckt: Die Kaufkraft der BU-Rente hat bei den meisten Versicherten trotz Beitragsdynamik deutlich gelitten.
Hohe Einkommenssteigerungen lassen sich also besser über Nachversicherungsgarantien anpassen. Bislang hatten Versicherte zu bestimmten Ereignissen, wie Studienbeginn, Berufseinstieg, Heirat, Geburt eines Kindes oder Scheidung die Möglichkeit, innerhalb einer Frist von sechs bis zwölf Monaten eine Nachversicherungsoption zu ziehen und ihre BU innerhalb festgelegter Grenzen aufzustocken. „Von den Kunden her gedacht ist das viel zu statisch und unflexibel“, so Bierl. Schließlich habe sich die Arbeitswelt in den vergangenen Jahren erheblich verändert. Speziell für junge Kunden mit Karrierepoten¬zial und guten Einkommens-perspektiven passten die alten BU-Konzepte darum schlicht nicht mehr. Das gelte sowohl für die begrenzten Nachversicherungsoptionen als auch für die maximale Höhe der Rente im Falle der Berufsunfähigkeit. Bierl: „Die jahrelang üblichen € 2.000 oder 2.500 Monatsrente reichen für Gutverdiener mit einem Jahreseinkommen von € 70.000 oder mehr definitiv nicht aus, um sich angemessen gegen Berufsunfähigkeit abzusichern.“
Versicherer stocken auf
Ein Problem, auf das die Branche inzwischen reagiert. Eine Reihe von Versicherern hat die technische Ausgestaltung ihres BU-Angebots grundlegend überarbeitet und bietet ihren Kunden zusätzlich zu bestehenden Nachversicherungsgarantien weitere Optionen, damit sie ihren Berufsunfähigkeitsschutz erhöhen können. Auch die lange üblichen BU-Höchstgrenzen sind nicht mehr in Stein gemeißelt. „Die Top-Anbieter zahlen im Falle der Berufsunfähigkeit inzwischen Monatsrenten deutlich über den früher standardmäßigen € 2.000 bis 2.500“, sagt Bierl. Der „Deckel“ hat sich bei einigen Versicherern weit nach oben verschoben.
Maßgeblichen Anteil daran hat die LV 1871. Mit ihrer vor vier Jahren gestarteten Karrieregarantie hat sie den Stein ins Rollen gebracht. Das Tool sieht vor, dass die BU bei Gehaltserhöhungen von mindestens 5 Prozent in gleicher Höhe mitwächst, falls der Kunde das wünscht. Und zwar ohne erneute Gesundheits- oder Risikoprüfung, wenn die Obergrenze für die Nachversicherung bereits ausgeschöpft ist. So kann die Berufsunfähigkeitsrente der LV 1871 auf bis zu € 7.400 steigen.
Anlasslose Aufstockung erhält öfter Einzug in Produkte
Auch abseits von Karriere- oder Versorgungsgarantie schärfen die Versicherer ihre Produkte deutlich nach. Mit der Berufseinsteigergarantie können Kunden ihren Schutz bei Gothaer und Nürnberger auf einen Schlag auf bis zu € 3.000 verdoppeln. Bei der Nürnberger gilt die Erhöhungsoption gar bis zum 50. Lebensjahr – ein Renten-Turbo für berufliche Spätzünder.
Doch der BU-Markt ist geteilt. Während immer mehr Versicherer ihr BU-Angebot durch vielfältige Nachversicherungsgarantien massiv flexibilisieren und die Rentenhöchstgrenzen anheben, zeigen sich andere Gesellschaften noch unbeweglich. BU-Experte Bierl: „Gerade was die Nachversicherungsgarantien und die maximale BU-Rente angeht, sind die Unterschiede im Markt inzwischen enorm.“
Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung kommt es deshalb umso mehr auf eine gute Kundenberatung durch die Vermittler an. „Grundsätzlich sollten Makler ihren Kunden immer dazu raten, so viel Einkommen wie irgend möglich per BU abzusichern.“ Ideal sei es, bis an die Angemessenheitsgrenze von 60 bis 65 Prozent des Bruttogehalts zu gehen, empfiehlt der Experte. Doch ist das häufig schwierig, weil viele Gesellschaften die BU-Rente bei einem zu geringen Betrag deckeln. Darum rät Bierl, die BU auf zwei Verträge bei verschiedenen Versicherern aufzuteilen, wenn eine berufliche Karriere absehbar ist. Zusätzliche Kosten entstehen dadurch nicht.
Jede Option nutzen
Neben einer hohen BU-Absicherung sollten Versicherte mit guten Jobperspektiven möglichst jede Nachversicherungsoption nutzen, die sich ihnen bietet, um ihren Schutz stetig erhöhen zu können. Makler müssen deshalb immer im Blick behalten, ob für den Kunden die Chance besteht, die BU-Rente aufzustocken. Bierl: „Das Jahresgespräch bietet sich dafür an, abzuchecken, ob beispielsweise das Studien-ende, der Berufseinstieg, ein Gehaltssprung oder die Geburt eines Kindes ansteht und eine Nachversicherung möglich ist.“
Obwohl Top-Versicherer immer mehr Nachversicherungsgarantien anbieten, bleibt auch die Beitragsdynamik ein wichtiger Baustein in der BU. Und auch hier gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Anbietern. Je nach Versicherer und BU-Vertrag liegt sie zwischen 3 und 5 Prozent. Der auf den ersten Blick kleine Unterschied wirkt sich auf lange Sicht deutlich auf die Rente aus.
Unterschiede gibt es zudem bei der Deckelung der Dynamik. Die meisten Versicherer ziehen üblicherweise „Bremsmechanismen“ ein, aus denen sich eine BU-Höchstgrenze ergibt. Bei einigen Versicherern ist die Beitragsdynamik beispielsweise auf 3 Prozent begrenzt, oder sie endet schon viele Jahre vor Vertragsablauf, zum Beispiel zum 55. Lebensjahr. Als Folge davon kann die BU-Rente nicht über einen Höchstbetrag steigen. Die Top-Versicherer im Markt verschieben diese Höchstgrenze immer weiter nach oben.
Fazit
Der Markt für BU-Policen differenziert sich stark aus. Für die Zukunft rechnet BU-Experte Tobias Bierl damit, dass sich dieser Trend verstärken wird: „Sicher werden weitere Gesellschaften die technische Ausgestaltung ihres BU-Angebots überarbeiten und sich dabei an den aktuellen Top-Anbietern orientieren.“ Das bedeutet Arbeit für Makler, die bei den vielen Innovationen im BU-Bereich am Ball bleiben müssen. Aber der Aufwand lohnt sich.
Quelle: https://www.pfefferminzia.de/arbeit/gut-nachjustiert-warum-nachversicherungsgarantien-in-der-bu-police-so-wichtig-sind/