Generali-Chef: "Viele Lebensversicherer werden ihr Versprechen nicht halten können"
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Banken und Versicherungsgesellschaften sind, wie auch deren Kunden, die großen Verlierer der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Giovanni Liverani, CEO der Generali Deutschland AG spricht in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Klartext über die Zukunft von Lebensversicherungsverträgen.
Klassische Policen nicht mehr zeitgemäß
„Klassische Policen mit einem Garantiezins von drei Prozent sind in einer Welt von Negativzinsen nicht mehr zeitgemäß“, mahnte Liverani in diesem Interview. Denn: Solche Policen würden „früher oder später für den gesamten Bestand toxisch“, ein Problem, welches nicht nur die Generali, sondern alle Lebensversicherer in Deutschland plage, so der CEO weiter.
Er warnte davor, dass Versicherungen ihre Verpflichtungen – irgendwann – nicht mehr erfüllen werden: „In Deutschland gibt es viele Lebensversicherer, die sich schwertun, ausreichend Kapital für ihre Geschäfte zu erzielen. Früher oder später werden sie ihre Versprechen nicht einhalten können.“ Die Generali habe sich darum entschieden, ihren Kunden die Wahrheit zu sagen. Und die ist: Die „klassischen Policen mit einer hohen Zinsgarantie sind tot, oder zumindest schwer erkrankt“, so Liverani.
Mehr in Aktien investieren
Die Lebensversicherung an sich aber habe in Deutschland eine „glänzende Zukunft“. „Die Lösung ist eine Mischung aus niedrigen Garantien mit Kapitalanlagen in der Realwirtschaft, also Aktien, Anleihen und Schuldverschreibungen“, sagte Liverani der FAS. Dafür eigne sich die Bundesrepublik bestens: „Deutschland ist ein Land, auf dessen wirtschaftliche Stärke man setzen kann. Die Wirtschaft bietet langfristig gesehen viel Aufwärtspotential und ist auch in der Lage, Rückschläge wegzustecken.“
Generali hat Bestand an Viridium verkauft
Die Generali selber hat ihren Bestand an Lebensversicherungen deutlich reduziert. Für den Verkauf von Lebensversicherungen von Millionen Kunden an den Abwickler Viridium –Details lesen Sie in folgendem Blogartikel - kassierte der Konzern in diesem Jahr jede Menge Ärger in der Öffentlichkeit – der Versicherer lasse seine Kunden im Regen stehen, hieß es etwa. Viridium könne nicht die gleiche Stabilität wie der drittgrößte Versicherer in Europa bieten.
Der CEO der Generali verteidigte den Schritt in dem Interview: „Wir hatten den Mut, das große finanzielle Risiko der hohen Garantien aus unseren Bilanzen zu nehmen“, so Giovanni Liverani, und erinnerte zudem daran, dass es bei dem Verkauf nicht um alle Lebensversicherungen ging, sondern nur um rund ein Drittel des Geschäftes.
Vorbild für andere Versicherer?
Den Vorwurf des „Betrugs am Kunden“ streitet Liverani ab: „Ganz im Gegenteil, es ist eine verantwortungsvolle Lösung“. Mit dem Verkauf hätten Kunden die Sicherheit, ihre Verträge bis zum Ende behalten zu können. Gleichzeitig sei Kapital für die Expansion der Generali freigeworden, und zudem habe der Versicherer ein Beispiel für andere Branchenmitglieder abgegeben.
„Versicherer werden Versprechen nicht halten können“
Denn wenngleich noch kein anderer Lebensversicherer diesen Weg gegangen ist, so ist sich Liverani sicher, dass es so kommen wird. „Solange die Zinsen negativ bleiben, werden aber immer mehr Versicherer darüber nachdenken, unserem Schritt zu folgen. Es ist für einen aktiven Lebensversicherer in diesem Umfeld unmöglich, sein Portfolio so nachhaltig zu managen, wie es nötig wäre.“
Was sagen die Dakota-Indianer?
Eine Weisheit der Dakota-Indianer besagt: „Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!” Mehr ist aus meiner Sicht nicht hinzuzufügen. Es gibt wesentlich sinnvollere Varianten, sein Geld anzulegen als in einer Kapitallebensversicherung.
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