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Mär 05 2023

Negativzinsen waren fairer und transparenter

Bis vor kurzem wurden die Sparer der Kreditinstitute zur Kasse gebeten, wenn ihre Anlagesummen auf dem Fest- oder Tagesgeldkonto ein gewisses Volumen überschritten hatten. Die Banken sprachen von Strafzinsen, einige formulierten den Obolus auch blumiger und nannten es Verwahrentgelte. Ja, und manch einem Kunde wurde sogar die Geschäftsverbindung aufgekündigt, sofern er mit den Zahlungen nicht einverstanden war.

Steigende Zinsen

In den vergangenen Monaten haben nun die Zentralbanken rund um den Globus in dutzenden Schritten die Zinsen angehoben. Mittlerweile bieten auch die ersten Banken und Versicherungen  großzügige Verzinsungen für kurz- und mittelfristige Einlagen über Spar- und Tagesgeldkonten. Selbst der totgesagte Bausparvertrag erlebt aufgrund der Zinsen eine Renaissance. Wenn sich nun eine Gruppe über steigende Zinsen nicht aufregen darf, dann sind das ja wohl auf den ersten Blick die Sparer.

Trotz allem war jedoch die Zeit der ausgesetzten Zinsen für den Sparkontoinhaber fairer und transparenter. Die nun wieder vorhandenen Einlagezinsen kommen nicht von ungefähr, denn ohne die immense Inflation hätten die Zentralbanken keine Notwendigkeit gesehen, Guthabenzinsen anzuheben.

EZB hat Ziel aus den Augen verloren...

Noch Anfang letzten Jahres wurde die Entwicklung steigender Verbraucher- und Produzentenpreise als vorübergehendes Phänomen abgetan, nur um ein paar Wochen später der Realität völlig überrascht ins Auge zu blicken. In der Europäischen Zentralbank (EZB) herrschte nun Einigkeit: Die Inflation war gekommen, um mindestens mittelfristig zu bleiben. Christine Lagarde, ihres Zeichens Präsidentin der EZB, beschäftigte sich derweil mit anderen Dingen, wie beispielsweise dem Klimaschutz, vergaß aber völlig das übergeordnete Ziel, für das sie ins Amt gewählt worden war - nämlich die Preisstabilität bei einer Inflationsrate von rund 2 Prozent dauerhaft zu halten.

... reagiert hektisch

Hektisch ging daraufhin der Blick zur amerikanischen Zentralbank Federal Reserve (Fed), welche die Zinsen bereits kräftig angehoben hatte. Ein durchaus mutiger Schritt, denn die US-Wirtschaft reagiert definitiv volatiler auf finanzpolitische Veränderungen als die europäische, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Als logische Konsequenz ließ auch die EZB die Zinsen steigen, um der fortschreitenden Inflation Herr zu werden. Für ihre Verhältnisse waren dabei die jeweiligen Zinsschritte sogar relativ hoch und von kurzem zeitlichem Abstand.

Wer kann noch sparen?

In den Genuss der positiven Verzinsung kommen mittlerweile bedeutend weniger Sparer als das vor etwa ein oder zwei Jahren der Fall war. Die immens gestiegenen Kosten der Lebenshaltung sorgen dafür, dass die Liquidität bei Unternehmen und Privatpersonen schlichtweg nicht mehr vorhanden ist. Aktuellen Studien der Sparkassen zufolge können 60 Prozent der Kunden am Ende des Monats über kein Kapital mehr verfügen. 30 Prozent müssen gar regelmäßig ihr Girokonto überziehen. Führende Ökonomen warnen davor, dass dies erst die Spitze des Eisberges ist und die Überschuldung aufgrund politischer Fehler große Teile der Bevölkerung betreffen wird.

Spareinlagen verlieren an Kaufkraft

Noch immer ist der deutsche Sparer auf klassische Anlagenprodukte aus dem Banken- und Lebensversicherungssektor fokussiert. In den derartigen Anlageformen stecken ca. € 8 Billionen, und beinhaltet rund 83 Millionen Lebens- und Rentenversichrungen. Dieses Kapital ist nun einer Kaufkraftentwertung in Deutschland von bis zu über 10 Prozent ausgeliefert. Das sind Zahlen des Statistischen Bundesamtes, die auf einem bestimmten Warenkorb (damit sollte sich jeder unbedingt auseinandersetzen) beruhen, der manipulierbar ist. Mein - und auch ihr - Geldbeutel sagt etwas anderes und sieht sich teilweise deutlichen höheren Preissteigerungen ausgeliefert.

Kapitalvernichtung

Angenommen Sparer erhalten derzeit 1 Prozent Verzinsung auf ihre Einlagen, die jährliche Inflationsrate beträgt 10 Prozent, so ergibt sich eine Realverzinsung von minus 9 Prozent. Das bedeutet, dass das in festverzinslichen Anlagen investierte Vermögen real p.a. um 9 Prozent an Kaufkraft verliert - Kaufkraft die verloren gegangen ist und auch nicht wieder kommt.

Ein Beispiel in Zahlen dazu: Ein Sparer investiert € 100.000 per Einmalzahlung in eine klassische Lebensversicherung. Nach einem Jahr hat unser Anleger also € 101.000 Guthaben, die jedoch nur noch einer Kaufkraft von € 90.900 entspricht. Er hat also € 9.100 im Vergleich zum Vorjahr verloren. Noch nicht berücksichtigt sind hier mögliche alternative Verzinsungen des Kapitals sowie Steuern, die auf Kapitalerträge erhoben werden. Damit betreibt der Sparer Kapitalvernichtung. Es ist erschreckend, Millionen von Bürger parken ihr gesamtes Vermögen in Geldversprechen und setzen es damit ungeschützt und häufig sogar bewusst der Inflation aus. Ein Prozess, der nicht lange gut gehen kann.

Wer ist der Gewinner?

Ganz klar der Staat. Er gewinnt an der aktuellen Inflation, denn es handelt sich um eine Steuererhöhung durch die Hintertür, die dem Bürger nicht erst verkauft werden muss. Steigende Preise bedeuten immer steigende Mehreinnahmen bei den Konsum- und Verbrauchersteuern. Zwar wird es für den Staat teurer sich am Kapitalmarkt Geld zu besorgen, da die Zinsen für Staatsanleihen ansteigen, aber gleichzeitig erwirtschaften Sparer (wie oben beschrieben) auch wieder Kapitalerträge. Und diese Erträge sind - wie sollte es auch anders sein - kapitalertragssteuerpflichtig.

Kontenplünderung nach Einführung der Strafzinsen

Bei der Einführung der Strafzinsen durch die Kreditinstitute plünderte ein nicht unerheblicher Teil der Sparer ihre Konten. Zur Erinnerung: die Negativzinsen betrugen maximal 0,5 Prozent! Jetzt, da Negativzinsen der Vergangenheit angehören und steigende Zinsen wieder alltäglich werden, lassen die Menschen ihr teilweise mühsam gespartes Geld mit einer Seelenruhe in Bank- und Versicherungsprodukten "versauern". Bei der Realverzinsung sprechen wir von einer negativen Realverzinsung von bis zu minus 9 Prozent. Fällt Ihnen etwas auf?

Inflation und Kaufkraftverlust nicht greifbar

Und genau hier liegt der Hase begraben. Inflation und Kaufkraftverlust ist für uns Bürger nicht greifbar. Der Betrag auf dem Festgeldkonto oder dem Sparbuch bleibt ja der Gleiche - klingt doch erst mal gut - ganz im Gegenteil zu den Verwahrentgelten. Und doch verlieren wir in Deutschland mittlerweile Teile unseres Vermögens, und das Jahr für Jahr.

Nur Sachwerte bieten Inflationsschutz

Wie das oben angeführte Beispiel zeigt, bedeutet eine Fokussierung auf Zinserträge unterm Strich große Vermögensverluste. Die Geschichte zeigt, dass langfristig lediglich die Investition in Sachwerte einen Schutz vor der Inflation bietet. Der einfachste Weg dazu ist ein breit streuender Aktienfonds.

 

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