Pleitestaat Argentinien emittiert 100-jährige Anleihe
Der Pleitestaat Argentinien brachte kürzlich eine Anleihe mit 100-jähriger Laufzeit und einem Volumen von US-Dollar 2,75 Milliarden auf dem Markt. Die geplante Rückzahlung des Schuldscheines fällt auf den 28. Juni 2117. Nach Information des Handelsblatt bekamen die Konsortialbanken HSBC und Citi Kaufaufträge im Umfang von US-Dollar 9,75 Milliarden.
Hohe Rendite
Woher rührt die Begeisterung der Anleger und das gewaltige Interesse? Eindeutig an der hohen in Aussicht gestellten Rendite, denn die Anleihe wird mit einem jährlichen Kupon von 7,25 Prozent verzinst. Das Papier wurde zum Kurs von 90 Prozent platziert, also unter dem Nennwert, d.h. auf die Endfälligkeit gerechnet ergibt sich eine Rendite von 7,9 Prozent pro Jahr.
Argentinien war achtmal Pleite
Die hohe Nachfrage überrascht mancherlei Experten, denn Anleger erlebten mit Argentinien bereits viel Negatives. Das Land war seit seiner Unabhängigkeit im Jahre 1861 bereits achtmal Pleite! Der letzte Bankrott dürfte den meisten Investoren noch im Kopf sein, so gab es im Dezember 2001 den weitaus größten Zahlungsausfall. Damals ließen sich Papiere mit einem Gegenwert von rund US-Dollar 100 Milliarden nicht bedienen und es kam zu einem harten Schuldenschnitt. Die britische Fondsgesellschaft M&G beziffert die Ausfallwahrscheinlichkeit der jüngst aufgelegten Anleihe auf 97,6 % in der ersten Halbzeit der Laufzeit.
Griff nach letztem Strohhalm
Rententitel mit extrem langen Laufzeiten – wie die neu emittierte Anleihe Argentiniens – gewannen in letzter Zeit aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stark an Bedeutung. Damit ist Argentinien bereits das vierte Land, das eine hundertjährige Anleihe auf den Markt bringt. Auf der anderen Seite möchten Emittenten, d.h. diejenigen, die das Papier zur Kapitalbeschaffung an den Markt bringen, langfristig ein niedriges Zinsniveau sichern, während institutionelle Anleger (vor allem Versicherungsgesellschaften) an hohen Renditen interessiert sind. Die Börsen-Zeitung kommentiert dieses Verhalten mit den Worten: „In ihrer Verzweiflung angesichts der extrem niedrigen Zinsen greifen Investoren nach allem was höhere Renditen auf dem Papier hat und bei drei nicht auf den Bäumen ist“.
Gier frisst Hirn
Leihen Sie jemanden Geld, der schon einmal pleite war? Vermutlich lautet die Antwort „nein“, denn das tun die wenigsten. Aber bei acht Bankrotten werden Sie schwach? Schaue ich mir die Ausgabe dieser Anleihe mit einer nicht überschaubaren Laufzeit an, fällt mir nur die alte Weisheit: „Gier frisst Hirn“ ein. Anleger müssen endlich begreifen, dass eine reine Fokussierung auf Zinserträgen in heutiger Zeit der falsche Weg ist. Die einfachste und auch langfristig ertragreichste Art der Vermögensbildung ist die Investition in das Produktivvermögen der Wirtschaft – sprich der Kauf von Aktien. Jedoch sind dabei Einzelwerte für den Privatanleger nur wenig interessant, da Faktoren wie Zeit, Kapital und Fachwissen erforderlich sind. Fehlt auch nur einer dieser Punkte, setzen Sie besser auf breit streuende Publikumsfonds.
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