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Feb 14 2015

Der deutsche Sparer – ein risikoscheuer Bürokrat

Wie sahen die Finanzvorsätze für das neue Jahr aus? Mehr Geld sparen, Freistellungsaufträge überprüfen oder etwa ein Haushaltsbuch führen? Diese Zielsetzungen zeugen von Finanz-Analphabetismus und sind keine erstrebenswerten Lösungen in Zeiten, in denen es (fast) keine Zinsen mehr gibt.

Lohnerhöhungen werden gefordert

Mehr als ein Drittel der deutschen Arbeitnehmer wollen in diesem Jahr eine Erhöhung ihrer Bezüge durchsetzen. Vor allem die Mid-Ager tun sich hier hervor. Unter den 30- bis 50-Jährigen planen mehr als die Hälfte, ihre persönlichen Finanzen durch Mehreinkommen aufzubessern.

Der weltfremde risikoscheue Bürokrat

Das sind die ernüchternden Ergebnisse einer Studie, welche die Postbank zusammen mit dem Marktforschungsinstitut TNS Emnid erhoben hat. Höchste Priorität hat demnach ein höheres Einkommen. Die restlichen Vorsätze zeugen vom Finanz-Analphabetismus für den ein Großteil der Bevölkerung bekannt ist. Hier wird versucht Wohlstand zu mehren, indem Ausgaben reduziert und Steuern gespart werden, sowie durch eine bessere Kontrolle der eigenen Finanzen. Dem risikoscheuen Bürokraten ist immer noch nicht bewusst, dass durch geschickte Anlagepolitik wesentlich mehr zu erreichen ist  - vor allem in Hinblick auf die Altersvorsorge.

Mehr kontrollieren, Buch führen, sparen

So wollen demzufolge Dreiviertel aller Bundesbürger ihre Kontobewegungen regelmäßig kontrollieren. Dadurch soll offensichtlich das Ausgabenverhalten besser gesteuert, beziehungsweise unberechtigte Abbuchungen erkannt werden. Des weiteren planen 61 Prozent der Umfrageteilnehmer für mehr Ordnung in ihren Finanzenunterlagen zu sorgen, um sich einen besseren Überblick über Ausgaben und Einnahmen zu verschaffen. Mehr als jeder Zehnte will dafür zukünftig sogar ein Haushaltsbuch führen. Der Vorsatz jedes Zweiten ist, mehr Geld zu sparen. Das weibliche Geschlecht strebt dies mit 55 Prozent der Befragten mehr an, als Männer mit 44 Prozent. Auch wollen Frauen in nächster Zeit weniger Geld ausgeben – im Vergleich zu 37 Prozent der männlichen Bevölkerung. Wenn ich diese Aussagen lese, kommt mir die alte Weisheit in den Sinn: „Der gute Vorsatz ist ein Startschuss, dem häufig kein Rennen folgt“. Interessant ist sicher eine Auswertung, welche der wohlgemeinten Vorsätze auch tatsächlich in die Praxis umgesetzt wurden.

Steuern sparen steht auf der Liste ganz oben

Auch das Finanzamt ist Ziel von Einsparungen, denn zwei Drittel aller Deutschen wollen mehr Steuern sparen. Genauso viele planen zukünftig ihre Steuererklärung pünktlich abzugeben. Insgesamt 79 Prozent der 40- bis 49-Jährigen wollen durch geringere Abgaben an den Fiskus die eigene finanzielle Situation verbessern.

Freistellungsaufträge prüfen

Annähernd die Hälfte aller Bundesbürger wollen ihre Freistellungsaufträge überprüfen beziehungsweise ändern. Aber wo liegt der Sinn in einer Welt (fast) ohne Zinsen? Nur die wenigsten Verbraucher sind in der Lage den Sparerfreibetrag auszunutzen, für den es einen Freistellungsauftrag bedarf. Bei einem Zinssatz auf Tagesgeld von derzeit 0,1 % muss man € 801.000 anlegen, um den Pauschbetrag von € 801 voll auszuschöpfen zu können. Allerdings ist hierbei zu bedenken, dass der Anlagebetrag weit über € 100.000 liegt – der Betrag, der pro Bank und Kunde in Europa gesetzlich geschützt ist. In Zeiten hoher Renditen musste der deutsche Sparer mit seinem Freibetrag von € 801 für Ledige bzw. € 1.602 für Ehepaare gut haushalten, wenn er diesen auf unterschiedliche Kreditinstitute aufgeteilt hat. In der neuen Anlagewelt ist dieser Finanzvorsatz ein weitgehend sinnloses Vorhaben.

Nicht mehr zeitgemäße Anlagementalität

Offenbar sind nur die wenigsten Bundesbürger in der neuen Zeit angekommen, in der es für sichere Anlagen keine Zinsen mehr gibt. Die Aussage: „Sicherheit bedeutet Verlust“ wird größtenteils noch nicht verstanden, denn weniger als die Hälfte aller Befragten gaben an, ihre Ersparnisse zukünftig gewinnbringender anlegen zu wollen. Die althergebrachte Anlagementalität muss endlich über Bord geworfen werden, um Verluste zu vermeiden. Als neues Motto gilt: Jeder Einzelne muss in gewissen Maße Risiken eingehen, um die Kaufkraft seines Kapitals auch nur zu erhalten.

Unerfreuliche Ergebnisse für die Postbank

Ein Kreditinstitut führt kostspielige Umfragen wie diese durch, um zu herauszufinden, welche Produkte am besten beim Kunden zu platzieren sind. Die Ergebnisse zeigen wenig Erfreuliches. Da die Europäische Zentralbank (EZB) für überschüssiges Bankkapital Negativzinsen erhebt, haben die einzelnen Banken wenig Interesse an weiteren Tages- und Festgeldkonten. Dies sind allerdings die vom deutschen Sparer bevorzugten Kapitalanlagen. Zusätzlich lassen sich Fonds und Aktien dem hiesigen Anleger nur schlecht vermitteln. Lediglich steueroptimierte Produkte scheinen beim deutschen Staatsbürger mit ausgeprägtem Steuerspartrieb Umsätze zu versprechen. Größtenteils handelt es sich hierbei allerdings um Anlagen aus dem sogenannten grauen Finanzmarkt – diese führen jedoch häufig zu Verlusten.

Gewinne aus Aktien – nein, danke

Die aktuelle Situation zeigt die finanzielle Unwissenheit der Bundesbürger. Der Deutsche Aktienindex (DAX) schreitet von Höchststand zu Höchststand, aktuell wurde beispielsweise erstmalig die Marke von 11.000 Punkten geknackt, während zeitgleich die Sparzinsen ins „Bodenlose“ gefallen sind. So liegt die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen momentan unter 0,4 Prozent. Wer bei diesem Zinssatz sein Kapital verdoppelt will, braucht dafür über 173 Jahre!! Beim DAX und einer durchschnittlichen Rendite von acht Prozent, die er seit Auflage jährlich erzielt hat, sind lediglich neun Jahre nötig.

Dieser Renditevergleich entlarvt eine Beobachtung des Kontostandes, das Führen eines Haushaltsbuches oder den Versuch Steuern zu sparen als Nebenkriegsschauplätze. Selbst eine Lohnerhöhung entspricht langfristig nicht den gewünschten Erwartungen. Wann wacht der deutsche Sparer endlich auf?

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